Mittwoch, 14. Dezember 2011

Blib doch no chli

Noch ganz lange willst du bleiben - ganz bestimmt bis Weihnachten und vielleicht noch länger, viel länger. Du weisst nicht mehr, ob Juni ist, Juni oder April oder vielleicht auch Dezember. Dann wäre Weihnachten ja schon ganz bald.
Kerzen, Geschenke, Güezi, der Tannenbaum, die Familie.
Vielleicht ist schon Dezember, und du müsstest gar nicht mehr so lange bleiben.
Noch einmal Kerzen, noch einmal den Tannenbaum bestaunen, geschmückt - und die Familie. Noch ein letztes Mal.

Wir feiern doch einfach schon heute Weihnachten. Wir sitzen schon heute zusammen, schmücken einen Baum - egal ob April ist, April, Juni, Februar oder schon Dezember. Weihnachten ist jeden Tag. Für dich heute.
Aber blibsch no chli bi üs?


für Trudi

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Montag, 18. Juli 2011

Nicht für die Katze, auch nicht Dadaismus

Am 18.Juni hat die Katze folgenden Text geschrieben:

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Freitag, 24. Juni 2011

der Anfang

Untitled

Du warst Zeichner

Ich dachte immer, dass eine Welt ohne visuellen Bilder bilderlos sei – schwarz und bilderlos. Du sagst aber, du siehst viele Bilder – Erinnerungen, Vorstellungen, Konstruktionen, Landkarten und eigentlich immer alles in Farbe.
Du hast mich durch deine unsichtbare bilderreiche Welt geführt, und ich habe dazu meine Bilder konstruiert, sichtbare Bilder gemacht aus deinem Repertoire.
Dein Leben ist kein Film aus schon vorhandenen Illustrationen, der vor deinem Auge abläuft wie das unsere. Dein Leben gleicht mehr einem Buch. Du liest es, etwas langsamer vielleicht, als wenn alles als Film ablaufen würde, und die Illustrationen dazu machst du dir selber und färbst sie ein, wie es dir gefällt.

Deine Netzhaut hat sich abgelöst und du bist Erblindet.
Grund: Diabetes, Typ 1

Das Sehen ist mein Beruf, die Kamera mein drittes Auge. Du hast auch Bilder gemacht. Genau wie ich. Sehen war auch dein Beruf. Du warst Zeichner, als du noch gesehen hast. Du hast Bilder konstruiert mit Lineal und Zirkel. Freihand, sagst du, hast du nicht gerne gezeichnet. Du konntest das nie gut.
Manchmal hast du auch fotografiert – das Schiff im Meer, eine Strasse, die auf einen Berg zuläuft. Diese Bilder sind immer noch in deinem Kopf. Du vergisst sie nicht, kannst sie beschreiben, als würdest du sie jeden Tag betrachten.
Andere Dinge hast du vergessen – die unwichtigen Dinge, sagst du.
Es vereinfache auch manches, nichts zu sehen. Du bist sogar manchmal froh, dass du nicht mehr alles sehen musst. Es gibt zu viel zu sehen, findest du. Das irritiert nur.
Die schlimmste Zeit war damals, als du noch ein bisschen gesehen hast – hell und dunkel, Umrisse, aber verschwommen, und du wolltest dich weiterhin auf deine Augen verlassen.
Dann, als alles weg war – alles Visuelle weg war – erst dann hast du angefangen mit anderen Sinnen zu sehen. Du spürst, wenn ein Weg leicht ansteigt. Du hörst viel mehr Geräusche, den Bach, wenn du die Brücke überquerst, und eine Kreuzung klingt anders als ein Kreisel. Auch deine Nase nimmt mehr wahr, und du hast den Hund.

Du hättest Angst wieder zu sehen. Visuelle Überinformation. Vorurteile. Orientierungslosigkeit – und Operationen möchtest du sowieso keine mehr.
Wenn du aber sehen würdest, möchtest du deinen Sohn anschauen,
und du würdest einen Spaziergang machen, die Natur anschauen. Zusehen, wie der Bach fliesst, den du immer rauschen hörst auf der Brücke.

Du hattest einen Herzinfarkt.
Grund: Diabetes Typ 1

Mittwoch, 4. Mai 2011

Wenn man weiss, was schwarz ist

Wenn man weiss, was schwarz ist, könnte man sagen, man sieht einfach schwarz. Schwarz und vielleicht nach einer Weile noch diese weissen Punkte, wie Ameisen oder wie das Flimmern auf dem Fernsehbildschirm, wenn kein Bild da ist.

Es ist, als ob der Raum riesig wäre, unendlich, aber auch gleich vor meiner Nase zu Ende sein kann. Man weiss es nicht.

Beklemmen. Bei mir hat es Beklemmen ausgelöst. Ein bisschen Unsicherheit auch. Ich habe nicht mehr viel gesprochen. Ich habe mich zu orientieren versucht. Dann wurde mir ein bisschen schwindlig. Kein Halt für die Augen, einfach bodenloses Nichts.

Er hatte Angst, regelrecht Panik und wollte den schwarzen Raum verlassen. Alleine konnte er aber nicht gehen und er rief – fast schon ein Hilferuf – er wolle da raus.

Es hatte viele Menschen. Alle haben durcheinander gesprochen, gelacht, geschrieen. Ich fand, es sei viel lauter als in hellen Räumen. Ungehemmt. Verängstigt. Wehe wenn sie sich unbeobachtet fühlen.

Er hat noch einmal gerufen, etwas lauter, und ein bisschen geflucht hat er. „Ruth! Ruth, ich will raus! Ich will eine Zigarette rauchen. Ich muss hier raus! Ruth!“

Ruth kam dann, irgendwann und nahm ihn mit.

Dass er nicht mehr da war, konnte ich nur daran erkennen, dass er nicht mehr zu hören war. Unsichtbar und ohne Ton.

Ich habe gewartet. Zu sehen gab es nur die weissen Ameisen auf dem schwarzen Bildschirm. Gehört habe ich viel – zu viel, so dass ich nichts mehr aufnehmen konnte und dann doch nichts gehört habe. Ich gab mich dem Schwindel hin. Fast wie in einem Rausch.

Dann kam Ruth und brachte ihn wieder an den Tisch. Er sagte, es sei besser. Er möge es aber nicht, das Dunkel. Platzangst.

Wir haben gegessen. Das Auge ass nicht mit.

Als die vielen Leute weg waren, war es angenehmer. Wir haben uns unterhalten, über die Dunkelheit, die Unsicherheit, die Panik, den Lärm die Grösse des Raums, über die Ameisen und das Schwarz.

Dann haben wir Ruth gerufen. Sie hat uns heraus geführt, im Zickzack und wir hielten uns an ihr fest. Wir waren eine Schlange. Ruth war der Kopf, unsere Orientierung, der Boden im Bodenlosen, der Weg ans Licht.

Dann ein Blitz. Hell.

Ich schloss die Augen, versuchte sie zu öffnen und musste sie wieder schliessen. Eine ganze Weile ging das so. Auf. Zu. Auf. Zu. Und Kopfschmerzen.

Kopfschmerzen und weiss. Man könnte sagen, es war alles weiss, wenn man weiss, was weiss ist.

Freitag, 11. März 2011

Nur Rotwein und zu Hause

Viel zu laut in der Bar. Rauchen darf man nicht mehr, unterhalten kann man sich nicht und zum tanzen hat es auch keinen Platz.

Ich trinke ein Glas Rotwein. Das sieht stilvoll aus, edel, fast schon belesen, wenn ich jetzt noch ein Buch vor mir aufschlagen würde. Ein Glas Rotwein und ein Buch. Leider habe ich kein Buch dabei und zum schreibe habe ich auch nichts. SMS schreiben in einer Bar sieht verzweifelt aus und stillos. Also nur Rotwein

Ich bin in der Bar, also denke ich. Ich denke, bin, trinke und schaue. Ich beobachte Menschen, wie sie sich bewegen, sich zu unterhalten versuchen, wie sie lachen, bestellen, trinken. Ich beobachte, wie sie sich kleiden, wie sie schauen, wo sie hingehen und was sie trinken.

Vielleicht werde ich einmal darüber schreiben, über den Rotwein – er war nicht übel – die Salzstängeli und den Lärm. Vielleicht.

Er geht nicht in Bars. Viel zu laut. Rauchen darf man nicht mehr, unterhalten kann man sich nicht und zum tanzen hat es auch keinen Platz.

Er denkt, er ist, er trinkt den Wein – aber lieber zu Hause, weil er nicht beobachten kann. Er ist blind.

Die Stimme macht noch lange kein Gesicht

Da ist dieses Bild. Es ist vor seinem inneren Auge, als würde er die Fotografie gerade betrachten.

Ein Schiff befindet sich in der Mitte der hochformatigen Fotografie. Schwarz hebt es sich vom rotgelben Himmelhintergrund ab. Zwischen den beiden Masten, genau dazwischen, ist die orange Sonne, leuchtend wie ein Feuerball. Sie ist schon etwas ins Meer gesunken, als würde sie mit dem Blau verschmelzen wollen.

Lange hat er das Bild beschrieben, lange und ausführlich. Lange hat er damals auch hinter der Kamera gestanden, sagt er, hinter der Olympus seines Vaters. Die Kamera hat er nicht mehr. Er hat sie verschenkt oder weggeworfen. Das Bild mag er aber immer noch. Es hängt über seinem Bett, sagt er.

Sonst hat er nicht viele Bilder. In seiner Wohnung hängen einige, aber in seinem Kopf sind nur wenige. Er kann sich nicht gut an Bilder erinnern, und er macht sich keine neuen. Manchmal stellt er sich Haare vor, Frisuren, und da ist noch ein Bild einer Strasse. Die weisse Linie verläuft durch die Mitte der Fotografie auf einen Berg zu. Er weiss nicht, ob er das Bild noch hat, ob es noch in seiner Wohnung hängt.

Gesichter gibt es auch keine mehr, nur manchmal Haare, Haarfarbe und eine Frisur.

Er brauche die Gesichter nicht. Er brauche sie nicht mehr.

Wenn man telefoniert, denk man sich auch keine Gesichter. Die Stimme macht noch lange kein Gesicht, und das Gesicht ist sowieso unnötig. Es verleitet nur zu Spekulation, wie auch die Frisur. Aber die Frisuren denken sich so einfach, und er denkt sie gerne.

Stimmen machen oft eine Haarfarbe, und eigentlich ist es dann auch ganz egal, ob es mit der visuellen Realität übereinstimmt.

Eine Freundin hat er sich schwarzhaarig gedacht, als er sie sprechen hörte. Über Jahre war sie schwarzhaarig für ihn. Sie war aber eigentlich blond, strohblond. In seinem Kopf bleibt sie aber schwarzhaarig, auch wenn das nicht mit der visuellen Realität übereinstimmt.

Man kann ein gedachtes Bild nicht einfach umfärben, wenn es einmal gedacht ist. Es bleibt, wie es sein will – schwarz.

Mich hat er hellbraun und kurzhaarig gedacht. Das stimmt, aber sonst wäre es ja auch egal. Bilder sind nicht mehr wichtig, sagt er, und Gesichter auch nicht.

Nur noch das eine Bild. Es hängt über seinem Bett.

Ich sehe ein Schiff in der Mitte einer hochformatigen Fotografie, zwei Masten, dazwischen die orange Sonne. Genau wie er gesagt hat.

Ist es das Bild mit dem Schiff?

Und ist die Sonne zwischen den Masten? Fragt er, als könnte sie auf dem Bild einfach untergehen, und schaut mich an, als würde er mich sehen.

Das Bild hängt über dem Bett, etwas schief, etwas verblichen, aber die Sonne ist in der Mitte der beiden Masten – immer noch.